Die weißen Mauern der Vexierkapelle Reifenberg oberhalb von Weilersbach leuchten weit über das Tal hinaus. Das gilt nicht nur für den Frühling und Sommer, wenn sich die hell getünchten Mauern vom frischen Grün besonders schön abheben, das gilt auch im Winter. Dann bildet der tiefblaue Himmel eine weite Kulisse hinter dem Weiß des kleinen Kirchleins. Das Schöne in Franken ist ja, dass ich oft nur kurze Entfernungen zurücklegen muss, bis die Welt eine völlig andere ist.
Die Straße zur Vexierkapelle Reifenberg ist eng
Fahre ich aus Forchheim in Richtung Ebermannstadt, grüßt die kleine, dem heiligen Nikolaus gewidmete Kapelle, schon von weitem. Auch vom Walberla aus kann ich sie gut sehen. Will ich sie mit dem Auto erreichen, muss ich den engen Weg durch Reifenberg nehmen. Da kommt es durchaus vor, dass die Katze einfach auf der Straße sitzen bleibt und sich vom Verkehr nicht beeindrucken lässt. Hier ist schließlich ihr Revier. Da hilft es nur, wenn ich langsam fahre, zumal trotz der Enge Gegenverkehr möglich ist. Ich kann aber auch das Auto unten im Tal stehen lassen und zu Fuß zur Kapelle laufen.
Der Parkplatz liegt am Waldrand
Oben gibt es einen Parkplatz. Von dort ist nur ein kurzer Fußweg bis zur Vexierkapelle Reifenberg. Da der nebenan gelegene Keller leider auf noch unbestimmte Zeit geschlossen hat, ist in der Regel genügend Platz fürs Auto. Der Blick von hier aufs Walberla lässt den Alltag in weiter Ferne dösen. Eine Frau kommt, grüßt, klinkt an der Kapellentür. Diese ist leider geschlossen und wird nur geöffnet, wenn hier oben ein Gottesdienst abgehalten wird. Zwei Jungs schlurfen ums Eck, lümmeln sich in der Frühlingssonne barfuß ins Gras, drehen Zigaretten und schwätzen miteinander. Hier oben vergeht die Zeit irgendwie langsamer – und überhaupt: Die ganze Hektik ist verschwunden.
Die Stimmung ist hier ganz besonders
Ich sitze gerne dort oben auf der Bank, mit dem Rücken zur Kapelle. Die Stimmung ist hier immer eine ganz besondere: Abends geht die Sonne rechts hinter dem Reifenberg unter und strahlt dabei das Walberla feurig an. Morgens hängt noch der Frühnebel im Tal, während oben auf der Ehrenbürg – wie das Walberla offiziell heißt – bereits die Sonne wärmt. Die Gedanken werden frei und weit, der alltägliche Kleinkram bleibt einfach unten. Selbst wenn von dort ein Motor so laut dröhnt, dass ich ihn deutlich hören kann, stört er die Ruhe nicht.
Die Vexierkapelle Reifenberg von innen
Wer jetzt neugierig ist, wie es in der Vexierkapelle Reifenberg von innen aussieht, muss warten, bis gelegentlich Sonntags Messe gefeiert wird. Dann ist die kleine Kapelle für eine kleine Weile geöffnet. Für viele Menschen deutet der Name „Vexierkapelle“ darauf hin, dass sie von allen Seiten gut sichtbar ist. Je nachdem, aus welcher Richtung man kommt, wirkt sie immer wieder anders. Doch es gibt noch eine andere mögliche Erklärung:
Der Name Vexierkapelle kann auch auf das Vexierbild weisen, ein Suchbild, das sein Geheimnis nicht auf den ersten Blick offenbart. Das Wort vexier stammt vom Lateinischen vexare ab und kann mit plagen, leiden oder quälen übersetzt werden. Da das Geheimnis eines guten Vexierbildes nicht sofort zu sehen ist, muss sich der Betrachter ein wenig quälen und sieht erst nach einer Weile, was sich darin verbirgt. Und wer die Vexierspiele kennt, die Geduldsspiele, der weiß, dass sich der Spieler damit ebenfalls richtig plagen muss, bis er alles entwirrt hat. Ob sie aus gebogenen Drähten oder aus Schnüren mit Holzkugeln bestehen, spielt dabei keine Rolle: Sie bringen gerne den geduldigsten Menschen mit ihrer Kniffeligkeit schier zur Verzweiflung.
Auch in der Vexierkapelle ist ein Bild des Leidens zu sehen: Auf einer Tafel sind die Hände, Füße und das Herz Christi dargestellt.
Wanderung zur Vexierkapelle
Mit dem Auto fahre ich übrigens nur dann zum Parkplatz vor der Vexierkapelle , wenn ich dort abends mit Bier und Brotzeit ein kleines Picknick mache. Will ich dagegen wandern, starte ich vom Wanderparkplatz, der oberhalb von Rettern liegt. Von dort geht es zunächst hoch zur Retterner Kanzel und dann über Feld- und Waldwege erst über ein Hochplateau, dann immer südwärts bis zur Vexierkapelle. Von hier aus geht es zunächst bergab und dann immer weiter den Tannenweg entlang. Jetzt ist es nicht mehr weit, geht aber zweimal noch etwas bergauf, bis ich schließlich zurück am Parkplatz bin.
Lage der Vexierkapelle Reifenberg auf der Karte