In Franken ist das größte Anbaugebiet für Süßkirschen. Weltweit. Hier stehen unzählige Kirschbäume. Im Frühjahr blühend, im Sommer fruchtig. Saftig, süß und unwiderstehlich: Das sind Kirschen. Selbst Poeten kommen bei den roten Früchten ins Schwärmen: »Eine Kirsche bist du/ der wir den puls öffnen, ihr süßes Reservoir verschämter schwärmereien«, heißt es in dem Gedicht »doch du bist schön« von Gerhard Falkner.
Kirschen sind sinnlich und körperlich zugleich, ihr fruchtiges Fleisch changiert vom hellrot bis ins tief dunkelrote. Sie duften verführerisch. Lässt man ihren Saft auf Kleidung tropfen, färbt dieser den Stoff nachhaltig.
Auch wenn die Saison der süßen Früchte dank Importware inzwischen etwas länger ist, für die fränkischen Kirschen gilt: Sie sind nur für kurze Zeit erhältlich. Damit werden sie zu etwas Besonderem, auch wenn die schiere Masse an Kirschen in diesen wenigen Wochen so endlos wie der Brei im Schlaraffenland wirkt.
Ebenso kurz und zauberhaft ist die kurze Zeit der Kirschblüte.
Zuverlässig blühen Myriaden an weißen Blüten jedes Frühjahr auf und werden von den Bienen bestäubt. Anschließend lassen sie ihre weißen Blütenblättchen sanft auf den bereits grünen Untergrund regnen. Pretzfeld gehört zum Kirschengebiet der fränkischen Schweiz, einem der größten Anbaugebiete für Süßkirschen in ganz Europa. Hier tragen die Bäume im Lenz duftige Blütenkronen und ein Ausflug in diese herrliche Frühlingslandschaft lohnt sich doppelt.
Eine sanfte Frühlingslandschaft
Es ist eine sanfte Landschaft für Verliebte, für Kinder, für alle, die Schönes lieben. Süß verlockend duften die weißen Blättchen, wenn sie federleicht durch die Luft fliegen und alles scheinbar zum Schweben bringen. Im Gedicht »fränkischer Kirschgarten im Januar« nimmt Hans Magnus Enzensberger die Blütenfülle gedanklich vorweg, während noch der eisige Hauch des Winters herrscht. Die weiten Streuobstwiesen rund um Pretzfeld laden ein, wirken zugleich tänzerisch und fest in der Erde verwurzelt. Wie Engelsspucke bilden die Blütenblätter des Wiesenschaumkrauts einen weißen Teppich auf dem ersten Grün des Grases. Ist das Wetter warm, brummt und summt es emsig, ist es kühl, bleiben die Bienen im Stock.
Von der Natur hängt alles ab
Wenn sich auch vieles beherrschen lässt: Der Kirschenanbau ist und bleibt von der Laune der Natur abhängig. Es darf weder zu trocken, noch zu nass, weder zu warm, noch zu kalt sein. Kirschen sind kapriziös und anspruchsvoll, mindern die Obstbauern das Risiko des Ernteausfalls mit Abdeckungen.
Rund um Pretzfeld unterwegs
Rund um Pretzfeld führt ein Wanderweg, auf dem sich alles um die Kirsche dreht. Auch wenn er zu jeder Jahreszeit seine besonderen Reize hat, ist er in der Kirschenblütenzeit und der Reifezeit der roten Früchte am attraktivsten. Darüber hinaus bietet er auf vielen Schautafeln Wissenswertes, welches weit über das Thema der Kirschen hinausgeht.
Als echter Rundwanderweg lässt er sich in beide Richtungen bewandern. Der Parkplatz am Pretzfelder Keller bildet einen guten Ausgangspunkt. Wer es erst sportlich mag, wandert zunächst bergauf, kommt an dem von einer Bruchsteinmauer umgebenen alten jüdischen Friedhof vorbei. Er diente für viele jüdische Gemeinden im Umkreis als Begräbnisplatz und liegt bis heute abgelegen im Wald. Am Eisentor informiert eine Tafel über die Geschichte des Ortes, da es abgeschlossen ist, kann niemand hinein.
Durch den Wald und über Wiesen
Zur Blütezeit der Kirschbäume ist es im Wald noch licht, überall spitzt frisches Grün und die Buschwindröschen grüßen. Sind die Kirschen dagegen reif, breiten die Buchen ihr Laub aus und halten den Wald selbst bei großer Hitze angenehm kühl.
Das quadratische Schild mit den roten Kirschen zeigt den Weg, auf dem insgesamt zehn Schautafeln über die roten Früchtchen, Insekten und andere Besonderheiten der Gegend aufmerksam machen.
Der Weg mäandert durch den Wald, wir kommen am Burgstall Dietrichstein vorbei. Einige fest gefügte Steine in der Erde erinnern an die Burg, die hier einst gestanden haben mag, der Blick übers Tal ist bis heute großartig.
Während unten im Tal die Dächer von Hagenbach und Lützelsdorf hellrot nach oben leuchten, ist rechts der Reifenberg mit der weißen Vexierkapelle und gegenüber das Walberla zu sehen.
Wohl dem, der Proviant bei sich hat. Eine Bank lädt zur Rast und die Brotzeit schmeckt bei der großartigen Aussicht gleich doppelt so gut.
Anschließend führt der Weg bergab, wird von einem bequemen Gehweg zum schmalen Pfad. Wurzeln wachsen quer und irgendwann begleitet ein kleiner Bachlauf den Kirschenweg. Ist es trocken, führt er nur wenig Wasser und ist kaum mehr als ein Rinnsal, andernfalls sprudelt und gluckst deutlich mehr Wasser im Bächlein.
Der Weißeinbach erinnert an das Lillachtal
Der Weißeinbach ist ein sogenannter Kalktuffbach, wie im Lillachtal bei Weißenohe. Fließt Wasser durch kalkhaltiges Gestein, löst es den Kalk und transportiert ihn weiter. Hüpfen Wassertropfen wirbelnd über Stock und Steine, fällt Kalk aus und überzieht alles mit einer feinen weißen Schicht, ähnlich in Wasserkocher und Waschmaschine. Auf der Lehrtafel steht beschrieben, wie Kalktuffgestein entsteht, Sinterbecken bildet und vielen Tieren Lebensraum bietet.
Es geht hinunter nach Wannbach, wenn wir nicht oben am Burgstall gevespert hätten, wäre im Ort gelegene Gasthof eine Möglichkeit zur Einkehr. Er liegt zwar nicht direkt am Weg, doch der kleine Umweg lohnt sich. Der Weg führt über die Trubach: Ab jetzt geht es eben durchs breite Tal, flankiert von Kirschgärten. Gärten mit uralten, knorrigen Kirschbäumen, Gärten mit schlanken, niedrigen Kirschbäumen, überall blüht, duftet und summt es.
Immer wieder Rastmöglichkeiten
Durch Hagenbach geht es nach Pretzfeld, der kleines Stück der Straße nach, an der Kirche vorbei und wieder zwischen blühenden Kirschen entlang. An der frisch renovierten Angerkapelle lädt eine Bank zur Rast, ein idealer Ort, über die Vergänglichkeit von Kirschblüten und fragiler Schönheit zu sinnieren.
Jetzt sind es nur noch ein paar Meter zurück zum Parkplatz.
Am Ende des Kirschenweges wartet ein Bierkeller mit herrlicher Aussicht auf die Fränkische Schweiz, wo Sie sich nach der Wanderung stärken können.
Lage und Öffnungszeiten des Kellers erfahren sie hier: Pretzfelder Bierkeller
Lage des Parkplatzes und Ausgangspunkt zum Pretzfelder Kirschenweg auf der Karte
Beschreibung des Weges auf Wanderkarte
Ein weiteres interessantes Ausflugsziel in der Nähe.
Der Wasserträgerpfad bei Engelhardsberg. Bitte Namen anklicken, um zum Wanderbeitrag zu gelangen
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Auf dem Blog Fränkische Tapas finden Sie Kerschenmännla, ein leckeres und sehr altes Rezept mit Kirschen aus der Fränkischen Schweiz. Bitte Namen anklicken, um zum Rezept zu gelangen.