Unterwegs. Wir waren an der Wiesent unterwegs und liefen auf Wegen und Pfaden, von denen manche neu – und andere uralt sind. Zu diesen gehört der Wasserträgerpfad, der von der Wiesent hoch bis nach Engelhardsberg steigt.
Quelle an der Wiesent
Unten an der Wiesent rinnt das klare Quellwasser aus einem Rohr. Vielleicht haben früher hier die Frauen aus Engelhardsberg ihr Wasser geholt? Reichte das Wasser in den Regenwasserzisternen nicht mehr aus, mussten sie hinunter ins Tal steigen. Das erste Pumpenhäuschen wurde 1914 gebaut, es steht immer noch – und funktioniert bis heute.
Steiler Weg nach oben
Der Pfad bergauf ist steil, schmal und rutschig. Dabei hatte ich es viel besser als früher die Frauen: schließlich musste ich kein Fässchen voll mit Wasser auf dem Rücken transportieren. Der Weg wird von großen Steinen gesäumt, sogenannten Ruhsteinen. Auf diesen stellten die Frauen die Rückentrage mit dem Wasser ab, lehnten sich an und ruhten sich aus.
Damals waren die Frauen vermutlich recht kräftig: Wer täglich gut einhundert Meter nach oben steigt und dabei noch ein Wasserfässchen trägt, bekommt Muskeln in den Beinen. Wer damals eine Frau geärgert hat, musste aufpassen, dass er keinen kräftigen Tritt in den Hintern bekam.
Blick von oben aufs Wiesenttal
Wir nahmen nicht den direkten Weg nach Engelhardsberg, sondern gingen bis zum Aussichtsfelsen. Die Wasserträgerinnen mit ihrer Last machten diesen Umweg wohl eher nicht. Sie kannten den Blick vom Berg ins Tal und waren froh, wenn sie den mühsamen Aufstieg gemeistert hatten.
Kurz vor der Osterzeit ist der Brunnen in Engelhardsberg ebenso festlich geschmückt wie in vielen anderen Dörfern der fränkischen Schweiz.
Die Menschen hier erinnern sich noch gut, wie schwer das Wasser ohne Wasserleitung und Pumpen hoch auf den Berg getragen werden musste.
Die Wirtschaft in Engelhardsberg hat leider für immer geschlossen und der ehemalige Wirt verewigte seinen Dank auf einem Schild. Auf dem Hof gegenüber standen Leute und warteten. Da gibts Schlachtschüssel, vermutete der Mitbewohner. Er schaute auf der Karte nach, wo wir einkehren und etwas essen könnten. Die neue Karte am Bushäuschen war zwar gut lesbar – aber leider ohne Maßstab. Sechs Kilometer sind es bis Oberfellendorf, schätzte der Mitbewohner, der sich als echter Franke hier mehr oder weniger gut auskennt.
Essen in Oberfellendorf
Wir wandern über Albertshof und Voigendorf bis Oberfellendorf. Warum, zum Kuckuck, sind eigentlich die Feldwege geteert? Auf Feld-, Wald- und Wiesenwegen federt der Untergrund und das Laufen fällt deutlich leichter. In Oberfellendorf war die Wirtschaft geöffnet und das Essen wie immer ausgezeichnet. Anschließend begaben wir uns auf den Rückweg, schließlich stand das Auto immer noch unten an der Wiesent.
Auf dem Rückweg durch Albertshof grinst mich das Schild „Kuchenmühle“ an und der Mitbewohner hat Verständnis. Hier trennen wir uns. Während der Mitbewohner über Engelhardsberg hinunter zur Wiesent flitzt, dorthin, wo das Auto steht, nahm ich den kürzeren Weg.
Ich freute mich über Märzenbecher am Hang, wildromantische Felsen und warte bei Kaffee und Kuchen, bis ich abgeholt werde. Immerhin war der letzte Schluck Kaffee längst kalt und der Mohnkuchen gegessen.
Lage des Wasserträgerpfades auf der Karte