Wer den Bärlauch pflücken will, muss sich rechtzeitig auf den Weg machen: Er blüht nur im Frühjahr und bildet an manchen Stellen dichte, nach Knoblauch duftende Teppiche. Zwar ist der Bärlauch in einigen Bundesländern geschützt, darf jedoch prinzipiell zum Eigenbedarf gepflückt werden.
Der schmale Pfad ist gut versteckt
In einem Wald zeigt eine kleine Pilzrose den schmalen Pfad, der hinauf zum Bärlauch führt. Bis dahin war der Waldweg breit und bequem, eine Waldautobahn gewissermaßen. Der kleine Weg dagegen versteckt sich unter dem Laub der Buchen, die ihn säumen, legt dem Wanderer und Bärlauchfänger Wurzeln in den Weg. Wer eine Stelle kennt, an der sich Bärlauch tummelt, der gibt sein Wissen nicht gerne preis. Ein klein wenig Geheimnis gehört schließlich dazu, ganz wie beim Sammeln der Pfifferlinge im Herbst.
Schließlich ist so ein Bärlauchfang kein Sonntagsspaziergang, der sich jeden Tag einfach so unternehmen ließe. Dinge, die sich der ständigen Verfügbarkeit noch so widersetzen, wie das der Bärlauch macht, erhalten sich deswegen einen ganz besonderen Reiz. Dabei bietet das Frühjahr noch viel mehr an Kräutern, wie beispielsweise Brennnesseln oder Löwenzahn. Doch die sind überall und somit viel zu banal, um einen solchen Run auszulösen, wie es der Bärlauch vermag.
Der schmale Weg schlängelt sich zunächst zwar bergan, hält sich mit der Steigung jedoch noch zurück. Das ändert sich, als er sich rasant um eine Kehre windet: Ab hier wird es steil. Jetzt ist Puste gefragt – und ein wenig Ausdauer. Oben angekommen, wartet schließlich kein Ausflugslokal mit Bier und Leberwurstbrot. Statt dessen breiten hohe Buchen ihre Äste aus und neigen sich wie ein Baldachin über den Wanderer. Noch sind sie fast unbelaubt, so dass die Sonnenstrahlen bis auf den Waldboden reichen. So liebt das der Bärlauch, der kurz nach der Blüte seine Blätter wieder einsammelt und bis zum nächsten Frühjahr im Laubdunkel schläft.
Unter noch unbelaubten Buchen steht er gerne
Der Bergrücken, auf dem sich der Bärlauch so wohl fühlt, dass er einen dichten Teppich bildet, ist rund wie der Rücken eines großen, behäbigen Tieres, auf dem statt Fell oder Borsten junge Bäume wachsen. Es gibt keine Abgründe, aber auch keinen Ausblick in die Weite, des Bewuchses wegen. Nach einem topografischen Punkt beginnt das Bärlauchparadies: Bis an den Horizont, der hier allerdings nicht weit reicht, wachsen die dunkelgrünen Blätter dicht an dicht. Die Blätter bilden einen Wald an aufrecht stehenden Lanzen, mit denen sich die Gnome gegen alle Unbill verteidigen können.
Ob die an Spitzen von Lanzen erinnernde Form der Blätter ihm den Namen Bär-Lauch und das Versprechen von Bärenkräften einbrachte? In der Edda wird der Bärlauch als erstes Grün der Schöpfung bezeichnet:
„Sonne von Süden schien auf den Felsen,
Und dem Grund entgrünte grüner Lauch.“
(aus „Unsere Pflanzen“, Thienemanns Hofbuchhandlung, Gotha 1889)
Bärlauch macht bärenstark
Er sollte bärenstark machen, Bärenkräfte verleihen, die damals noch nötig waren, so im Kampf Held gegen Held. Während Menschen mit einem schwachen Magen das stark wirkende Kraut manchmal nicht gut vertragen – im Gegensatz zu echten Helden also, schwärmt die Edda weiter vom bärenstarken Lauch:
„Der König selbst ging aus dem Schlachtenlärm,
Den jungen Helden edlen Lauch zu bringen.“
oder
„So groß stand Siegfried vor Gibichs Söhnen
Wie der Lauch, der hoch aus dem Grase sich erhebt.“
(aus „Unsere Pflanzen“, Thienemanns Hofbuchhandlung, Gotha 1889)
Wer den Bärlauch verträgt, ist demnach ein Held. Weil es den kleinen Bärlauchs, Bärläuchen, Bär-, ja wie heißt die Mehrzahl von Bärlauch eigentlich? So massenhaft, wie das Knoblauchgewächs an manchen Orten wächst, muss es doch auch eine Mehrzahl geben. Oder? Weil es also dem kleinen Bärlauch hier auf dem Bergrücken unter den hohen Buchen, zwischen dem braunen Laub so gut geht, spitzt er bald die ersten Blüten aus dem Laub. Wer den Bärlauch ein bisschen kitzelt und an den Blättern zieht, dem gibt er diese ganz freiwillig.
Mit den Bärlauchblättern lassen sich später in der heimischen Küche allerlei Köstlichkeiten zaubern: wie beispielsweise Bärlauchbrot, Bärlauchsenf, Bärlauchpesto oder Bärlauchgnocchis.
Bei Fränkische Tapas finden sie das Rezept für selbstgemachte Bärlauchnudeln. Namen anklicken, um zum Rezept zu gelangen.
Bärlauch ist eine geschützte Pflanze, die nur an erlaubten Stellen und in haushaltsüblicher Menge gepflückt werden darf. Man findet ihn vor allem in lichten Buchenwäldern.
Vorsicht: Der Bärlauch ist leicht mit dem giftigen Maiglöckchen zu verwechseln.
Der intensive Duft nach Knoblauch ist sein Markenzeichen.